Rockenhausen - Stadtspaziergang - Geschichte flanierend erleben
Rockenhausen ist ein historischer Amtssitz mit besonderm Flair. Malerisch im Tal der Alsenz gelegen, blickt die Stadt auf eine lange Geschichte zurück. Regionaltypisches Fachwerk und Steinmetzarbeiten, Kunst im öffentlichen Raum, zahlreiche Museen, schöne Brunnenanlagen und interessante Menschen laden zum Verweilen ein.
Zwar gehört die Stadt nicht zu den Kuntsmetropolen der Welt, aber einen Picasso gibt es hier trotzdem: Daniel Henry Kahnweiler, der Entdecker der Kubisten und Freund Picasos war als Kind oft zu Besuch bei seinen Großeltern in Rockenhausen. Deshalb vermachte er der Stadt seine deutschsprachige Bibliothek, zahlreiche Plakate seiner Galerie in Paris und zwei Originallithografien Picassos, die im Museum für Kunst gezeigt werden.
Auch die Zeit vergeht bei uns imposant... Wagen Sie einen Blick in das Museum für Zeit. Turmuhrenwerke ziehen Groß und Klein in ihren Bann. Lauschen Sie den Musikfolgen des Carrillons (Glockenspiel) auf einer Bank im Schlosspark und entdecken Sie die für Gernot Rumpfs Plastiken typischen Mäuse an der evangelischen Kirche am Markt. Lassen Sie sich überraschen ...
UFFBASSE! - Kampagne für ein rücksichtsvolles Miteinander in der Natur
- Verhalte Dich stets vorausschauend, freundlich und rücksichtsvoll gegenüber allen, die Du unterwegs triffst.
- Achte auf die Natur, zerstöre keine Pflanzen und bleibe immer auf den Wegen. Versuche übermäßigen Lärm zu vermeiden und verlasse vor der Dämmerung den Wald.
- Denk an eine Mülltüte für unterwegs und nimm Abfälle wieder mit nach Hause.
- Bitte nimm Deinen Hund stets an die Leine. Andere Besucher und Tiere danken es Dir.
- Beachte zu Deiner eigenen Sicherheit alle Wegesperrungen, auch am Wochenende.
- Parke nur auf ausgewiesenen Parkplätzen. Lass Platz für Rettungsfahrzeuge und landwirtschaftliche Maschinen.
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Wegbeschreibung
Wir beginnen unseren Stadtrundgang am Bahnhof in Rockenhausen. Der Einstieg kann aber auch beliebig an einer der anderen Stationen erfolgen.
Der Rundgang beginnt direkt vor dem Bahnhofsgebäude. Wir wenden uns nach links und treffen nach wenigen Metern, parallel zu den Gleisen, auf den ehemaligen Wasserturm der Alsenztalbahn, erbaut 1871. Hinter den bodentiefen Fenstern in der sanierten Sandsteinfassade schwingt ein sogenanntes Foucaultsches Pendel, welches dank des ehrenamtlichen Engagements aus der Bürgerschaft eingeweiht werden konnte. Sein berühmtes Vorbild in Paris ist zwar größer, nichtsdestoweniger ist das Rockenhausener Pendel ein Original und einzigartig in einer deutschen Kleinstadt. Schautafeln vor dem Turm erklären die Bedeutung des Pendels.
Wir folgenden dem gepflasterten Fußweg und queren einen Parkplatz bis zu einer Sandsteinmauer. Eine dort angebrachte Hinweistafel erinnert an die ehemalige Synagoge der Stadt. Im August 1886 eingeweiht, wurde die Inneneinrichtung der Synagoge in der Reichspogromnach 1938 zerstört. Danach wurde das Gebäude als Luftschutzschule zweckentfremdet. Nach dem Krieg wurde das Gebäude verschiedentlich genutzt, bis es 1976 abgebrochen wurde. Der Chanukkaleuchter aus der Synagoge befindet sich im Heimatmuseum der Stadt. Auf der Rückseite der Mauer erinnert eine Gedenktafel an die jüdische Bevölkerung aus den Dörfern der früheren Verbandsgemeinde Rockenhausen, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden.
Weiter geht es an der Gedenktafel vorbei in Richtung Bezirksamtsstraße 7. Das große Gebäude zu unserer Linken beherbergt sowohl das städtische als auch das Verbandsgemeinderathaus der VG Nordpfälzer Land. Es wurde 1900 als königlich-bayerisches Bezirksamt erbaut. Die Eröffnung wurde am 1. Dezember 1900 mit »Musik, Dekoration, Böllerschießen und Verteilung von Bretzeln für die Schuljugend« und wurde durchgehend als Verwaltungsgebäude genutzt. Das Buntsandsteinwappen ist kennzeichnend für den reichen bauplastischen Schmuck. Wer mehr Informationen findet diese in der dortigen Tourist-Information der Verbandsgemeindeverwaltung.
Wir queren die Bezirksamtsstraße und stehen vor dem Nordpfälzer Heimatmuseum. Von den Donnersberger Kelten, der 1848er Revolution, von „Grumbeerbrieh und Latwergebrot“, bis hin zu den berühmten „Kindern“ der Stadt Rockenhausen – auf zwei Ebenen zeigt der Nordpfälzer Geschichtsverein in einer vollständig neu konzipierten und gestalteten Ausstellung mit Hör- und Videostationen allerlei Wissens- und Sehenswertes aus der nordpfälzischen Heimatgeschichte.
Wir lassen den Eingang des Gebäudes links liegen und betreten die frei zugängliche Außenanlage des Museums. Die dort befindliche prächtige römische Brunnenanlage, der Delphinbrunnen wurde unweit eines römischen Gutshofs in der Gemeinde Katzenbach gefunden. Dort befindet sich zudem der Grabungsbefund eines römischen Gutshofs. Neben der Brunnenanlage sind alte Grenzsteine aufstellt. Wir verlassen den Park, in dem wir nun dem schmalen Fußweg hinter das Heimatmuseum folgen. Nach wenigen Schritten biegen wir rechts ab und queren die Alsenz über den sogenannten »Beamtensteg«, der den Schlosspark mit den bereits gesehenen Verwaltungsgebäuden verbindet.
Wir wenden uns nach links und folgen dem Mühlweg. Kurz nach dem kleinen Spielplatz, ist linker Hand das runde Fundament einer antiken römischen Familiengrabanlage zu sehen. Es wurde bei Bauarbeiten entdeckt und deutet auf eine hügelförmige Grabanlage nach dem Beispiel von Siesbach im Hunsrück hin.
Vor uns liegen das Schloss und der Schlosspark. Vieles deutet darauf hin, dass die Anlage ursprünglich eine Wasserburg war und aus der Zeit der Renaissance stammt. Während der Französischen Revolution kam es in Privatbesitz und wurde ab 1956 von der Stadt als Rathaus, Seniorentagesstätte, Ratssaal und Bücherei genutzt. Seit 2001 beherbergt es ein Hotel mit Restaurantbetrieb.
Quert man nun den Rognacplatz sieht man zur Rechten an der rückwärtigen Giebelwand des »Museums für Zeit« das Carillon (Turmglockenspiel) mit seinen zahlreichen Glocken. Mehrmals täglich (8:35, 12:35, 15:35, 16:35 und 20:35 Uhr) erhellt der anmutige Klang mit bekannten Melodien die Stadt. Im Sommer bespielen mehrfach Carillonvirtuosen das ungewöhnliche Instrument.
Wir wenden uns vor dem Instrument nach links und überqueren den Parkplatz. Zu unserer Linken sehen wir unweit entfernt die ehemalige Untermühle, 1574 erstmals erwähnt. Der Mühlbetrieb wurde 1963 eingestellt. Der ehemalige Mühlgraben ist heute überbaut. Wir wenden uns nach rechts in die Rognacallée und folgen ihr, um uns an deren Ende nach links in die Kreuznacher Straße zu wenden.
Dem Straßenverlauf nach rechts folgend, queren wir am Zebrastreifen die Straße und stehen vor dem Amtsgericht, welches 1900 im Stil der bayerischen Amtshäuser erbaut wurde. Vor dem Gebäude befindet sich das Standbild des fränkischen Adligen Rocco, auf den der Stadtname Rockenhausen zurückgeht.
Überqueren wir die Straße noch einmal, stehen wir nach wenigen Schritten vor der Katholischen Kirche St. Sebastian. Nachdem ein Brand die urprüngliche katholische Kirche im Stadtinnern (heute ein Eiscafé in der Schloßstraße 15, Ecke Kreuznacher Straße) zerstört hatte, wurde sie mitten im Ersten Weltkrieg nach Plänen des bayerischen Militärbauinspektors Rudolf von Perignon erbaut. Nach dessen Aussage war es das Ziel der Planung, ein zeitgemäßes Pendant zum Grabmal Theoderichs des Großen im italienischen Ravenna zu erschaffen. Damit entspricht der Bau aus braunem Donnersberger Sandstein der damaligen spätgründerzeitlichen Haltung, historische Stile als Fundus für die eigene Gestaltung zu benutzen. Beachtenswert ist die farbenfrohe Innenausstattung.
Nach dem Besuch der Kirche wenden wir uns nach links, um nach einigen Metern links in die Parkstraße einzubiegen. Nach ca. 120 m stehen wir an der Einmündung in die Waldbergstraße. Der Lauf der Straßen Rognacallée, Ring-, Park-, Berg- und Alleestraße zeichnet noch heute erkennbar den Verlauf der ehemaligen Stadtmauer Rockenhausens ab. Die Stadt hatte zur Zeit der Befestigung einen Durchmesser von 300 Metern. Mit der Ausstattung der Heere mit Kanonen war die Schutzfunktion allerdings weitestgehend hinfällig. Es begann die Zeit der Stadterweiterungen. In Rockenhausen befand sich ein Stadttor, das Untertor am Übergang der Luitpoldstraße in die Bahnhofsstraße.
Am Ende der Waldbergstraße biegen wir kurz nach links in die Schulstraße und stehen unvermittelt vor einem imposanten Gebäude, das sogenannte »Jägersche Haus«. Das Haus mit dem interessanten, frontseitigen bunt bemalten Fries, der biblische Motive zeigt, soll ursprünglich den Lutheranern als Bethaus gedient haben. Wenige Schritte weiter nach links im Pulvergässchen 16 befindet sich in der Hausfassade ein Relief aus dem 18. Jahrhundert. Das biblische Motiv zeigt zwei, eine riesige Rebe tragende, Männer. Es sind Kaleph und Josua mit der Traube aus dem 4. Buch Moses, Kap. 13. Ursprünglich stand an dieser engen Gasse der Pulverturm der Stadt. Dieses historisch gefährliche Wohnumfeld wurde einst von den Ärmsten, oft rechtlich nur als Beisassen bezeichnet, bewohnt. Sie lebten in kleinen, unbeheizten Hirtenhäusern, die oft an die innere Stadtmauer gelehnt gebaut waren.
Wir gehen zurück zur Schulstraße und wenden uns nach rechts. Dann folgen wir der Kreuznacher Straße etwa 50 m nach rechts und biegen dann links in die Schlossstraße ein. Nach wenigen Schritten öffnet sich rechts ein mit Kopfsteinpflaster belegter Innenhof. An der Stirnseite des drei Seiten umschließenden Gebäudekomplexes steht ein eindrucksvoller Fachwerkturm mit einer ebensolchen astronomischen Uhr. Das »Museum für Zeit« lädt uns zu einem Besuch ein. Dem Sammler Knut Deutschle ist es zu verdanken, dass dieses technikhistorische Kleinod in Rockenhausen beheimatet ist. Seine Sammelpassion gilt Großuhrwerken und historischen Zeitmessinstrumenten aus mehreren Jahrhunderten. Das Spektrum reicht von Wasseruhren aus der Antike, über Turmuhrwerke und Turmuhren bis hin zu modernen Großuhren. Spannend ist es, den Ausführungen der versierten Mitarbeiter zu lauschen. Eine gute Stunde ist hier einzuplanen.
Verlassen wir den Museumshof einige Meter nach rechts und gehen nach links durch eine kleine, kurze Gasse, die zum Marktplatz führt. Er ist der historische Mittelpunkt der Stadt. Die Stirnseite beherrscht die Protestantische Pfarrkirche aus dem 16. Jahrhundert. Im Innern verdienen die mit Akantusschnitzereien verzierten, aus dem 18. Jahrhundert stammende Kanzel und das Chorgestühl Beachtung. Die Orgel ist mit 1788 datiert. Der Marktplatz ist durch reges Treiben gekennzeichnet. Bei gutem Wetter lädt die Draußengastronomie zum Verweilen ein.
Das Plätschern eines künstlichen Bachlaufs, der am Marktplatz »entspringt«, erinnert an die in historischer Zeit üblichen freien Wasserläufe in den Städten. So sauber wie heutzutage waren diese in der »guten alten Zeit« aber selten. Ein weiterer Blickfang am Markt ist der aus blauglasierter Keramik gefertigte Brunnen des Künstlers Stefan Engel.
Direkt vor der Kirche steht die Napoleonsbank des bekannten Pfälzer Künstlers Gernot Rumpf. Wie schon der Name vermuten lässt, haben sie ihren originären Ursprung in der Zeit nach der Französischen Revolution als Napoleons Revolutionsheere die deutsch-französische Grenze bis zum Rhein verschoben. Sie sollten den Reisenden an Wegen, oft nach beschwerlichen Anstiegen, die Möglichkeit zur Rast bieten. Der obere Balken diente der Ablage von mitgeführten Waren oder Gepäck. Flankiert wird die Bank durch die Bronzestatuen eines Paares in biedermeierlicher Tracht. Gerne werden Sie als Kulisse von Hochzeitspaaren genutzt. Ein Bronzehase dient als Glückssymbol. Auch die für Gernot Rumpf üblichen Bronzemäuse dürfen nicht fehlen. Haben Sie sie gefunden?
Wir erreichen wieder die Luitpoldstraße und wenden uns nach links. An der Ecke Speyerstraße steht das ehemalige Wohnhaus der Familie Kahnweiler. Daniel Henry Kahnweiler, der Galerist Picassos und Entdecker der Kubisten, verbrachte hier unbeschwerte Kindertage. Auf der dem Markt zugewandten Seite der Luitpoldstraße befinden sich einige schöne Fachwerkbauten. Sie zeugen von einer wohlhabenden Bürgerschaft in vergangener Zeit.
Wir folgen dem Lauf der Speyerstraße nach rechts. Dort ist in einem ehemaligen Stadtbauerngehöft das »Museum für Kunst Rockenhausen« beheimatet. Es zeigt eine Dauerausstellung von Malereien des 20. Jahrhunderts sowie regelmäßige Sonderausstellungen zeitgenössischer Kunst. Ein besonderer Schatz sind die deutschsprachige Bibliothek sowie zwei Lithographien von Picasso und zahlreiche Originalplakate der Pariser Galerie von Daniel Henry Kahnweiler. Er gilt als Entdecker der Kubisten und Picassos - kurz ein Wegbereiter der klassischen Moderne. Er verbrachte als Enkel einer jüdischen Kaufmannsfamilie große Teile seiner Kindheit in Rockenhausen und vermachte der Stadt aus Dankbarkeit die genannten Objekte. Im Gedenken Kahnweilers schreibt die Stadt zudem alle zwei Jahren den mit 10.000.- € dotierten Kahnweiler-Preis für Bildende Kunst aus.
Wir folgen dem Lauf der Speyerstraße in einer Rechtskurve bis zur Kreuzung Bahnhof-/Luitpoldstraße. An dieser Kreuzung steht zur Linken das Gebäude der Alten Post. Es ist ein typischer Funktionalbau aus den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts mit Sandsteinrelief über dem Portal.
Auf dem kleinen Platz rechts vor der Alten Post steht eine sogenannte Freiheitslinde, benannt nach einem Freiheitskämpfer der Revolution von 1848, Robert Blum. Der Vormärzler wurde 1848 in Wien hingerichtet und gilt als frühe Leitfigur der Arbeiterbewegung, nach dessen Hinrichtung es auch zu Unruhen in Rockenhausen kam. Der Brunnen neben der Linde erinnert an die ehemalige Viehtränke an dieser Stelle.
Folgt man dem Mühlweg nur wenige Meter, lässt sich das zur Traufe hin ausgerichtete Sandsteingebäude der ehemaligen Gerberei entdecken. Es wurde 1828 errichtet und bis 1892 betrieben.
Danach kehren wir um und folgen der Bahnhofstraße nach rechts über eine Brücke über die Alsenz, queren die Straße und gelangen so zum Ende der Bahnhofstraße, wo wir den Ausgangspunkt unseres Stadtspaziergangs erreichen.
Wir hoffen, Rockenhausen konnte Sie mit seinem historischen Charme einer ländlichen Kleinstadt bezaubern. Kommen Sie bald wieder!
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