Otterberg - Altstadt-Rundgang
Erleben Sie ganz hautnah die Geschichte der liebevoll restaurierten Fachwerkhäuser und wunderschön gestalteten Anlagen der Kleinstadt Otterberg mit der atemberaubenden Abteikirche - der zweitgrößte Sakralbau der Pfalz nach dem Speyrer Dom.
Wegbeschreibung
Wir starten am Kirchplatz in Otterberg Richtung Norden.
Kirchplatz (1), (2) - Kirchstraße (3), (4), (5), (6), (7) - Hauptstraße (8) - Bergstraße (9) - Hauptstraße (10), (11), (12), (13), (14), (15), (16), (17), (18) - Kirchstraße (19) - Färbergasse - Mühlstraße (20) - Hauptstraße (21), (22) - Krankenpfad (23) - über den Otterbach (Stadthalle) - durch die Stadmauer - Lauerstraße (24) - Mühlstraße (25), (26) - Lutherstraße - Klosterstraße (27) - Gerberstraße (28), (29), (30) - Kirchstraße (3) - Kirchplatz (1), (2)
(1) Kirchplatz, 1977 (Vor der Abteikirche)
Der Kirchplatz war bis 1966 komplett bebaut und man konnte von der Hauptstrasse aus die Abteikirche nicht sehen.
1950: Erste Überlegungen werden angestellt wie man die imposante Kirche besser sichtbar machen kann.
1952: Die Stadt Otterberg erwirbt die beiden Gebäude in der Hauptstrasse (Haus Beringer und Haus Hornef)
1963: Bürgermeister Woll gibt einen Sanierungsplan in Auftrag wie der Platz in Zukunft aussehen soll.
1966: Der Abbruch der beiden Häuser verzögert sich bis 1966 da beide Häuser vermietet waren.
1975: Nach langen Beratungen wie der Platz aussehen soll wird 1975 mit der Neugestaltung des Kirchplatzes begonnen.
1976: Aufstellung des Brunnensteins von Bildhauer Richard Menges.
1977: Fertigstellung des neuen Kirchplatzes. Der Kirchplatz ist heute zentraler Platz der Altstadt und wird durch den mächtigen
Sandstein des Brunnens dominiert. Die Reliefs auf dem Brunnenstein symbolisieren den Beginn der beiden große
Epochen in der Otterberger Geschichte (Klostergeschichte und Stadtgeschichte).
(2) Brunnenstein, 1976 (Auf dem Kirchplatz)
Der Brunnenstein wurde nach der Fertigstellung des Kirchplatzes 1976 aufgestellt.
Bildhauer: Richard Menges (1910-1998), Steinbildhauer in Kaiserslautern geboren und lebte in der Pfalz
Die Reliefs auf dem Brunnenstein symbolisieren den Beginn der beiden große Epochen in der Otterberger Geschichte (Klostergeschichte und Stadtgeschichte).
Der Einzug der vom Mutterkloster Eberbach ausgesandten 11 Mönche und ihres Abtes 1145. Die Mönche zogen in die Otterburg auf dem Schloßberg ein und gründeten dort das Kloster Otterberg. 1168 begannen sie mit dem Bau der Abteikirche und der Klosteranlage im Tale des Otterbaches. Die sybolisierten Mitbringsel waren Stein, Heilige Schrift, Weinreben, Steinmetz und Werkzeug.
Der Einzug der Wallonen 1579. Pfalzgraf Johann Kasimir ermöglichte 100 Wallonischen Familien in Otterberg zu siedeln und eine Stadt zu gründen. Er verlieht 1581 Otterberg die Stadtrechte.
(3) Abteikirche Otterberg, 1168-1254 (Kirchstraße 10)
1168: Baubeginn der Abteikirche und der Klausur des Klosters Otterberg
1254: Am 10. Mai 1254, nach 86-jähriger Bauzeit vollzog Weihbischof Arnold von Lüttich in Anwesenheit von Erzbischof
Gerhard von Mainz die Weihe der Abteikirche.
1255: Am 7. Januar 1255 Verleihung des Begräbnisrechtes durch Papst Alexander IV.
14. und 15. Jhd.: Die Abteikirche ist das Zentrum des Klosters Otterberg.
1579: Unter Pfalzgraf Johann Casimir, ein Sohn des Kurfürsten Friedrich III., siedelten wallonische Glaubensflüchtlinge in
Otterberg an. Es kam zur Gründung einer evangelischen Kirchengemeinde (Calvinisten). Der Pfalzgraf legte in der
Kapitulation (Gründungsvertrag) fest, daß die Abteikirche, Kapitelsaal und Abthaus nicht abgerissen werden durften. Die
restliche Klosteranlage konnten die Wallonen abreißen und die Steine für ihren Häuserbau verwenden.
1670/71: Ein durch Blitzschlag ausgelöstger Brand zerstört ein Teil des Daches der Abteikirche.
1680: In Otterberg werden 28 evangelische, 8 lutherische und 9 katholische Familien gezählt.
1688-1697: Die Pfälzischen Erbfolgekriege hatten auch ihre Auswirkungen auf das religiöse Leben in der Stadt Otterberg.
Pfalzgraf-Kurfürst Johann Wilhelm II. gestattete 1691 den Katholiken die Mitbenutzung der Abteikirche.
1707: Auf der Grundlage von "Religionsdeklarationen" wurde vereinbart, dass die evangelisch-reformierte Gemeinde das
Langhaus benutzt und die kath. Gemeinde Chor und Querhaus.
1708: Bau der Trennmauer (Schied Mauer) in der Abteikirche. Die parallele Nutzung der Kirche durch die Reformierten und die
Katholiken führte zu Unstimmigkeiten, so dass der katholische Teil (im Querhaus) vom evangelischen Teil (im Langhaus)
durch eine Mauer getrennt wurde.
1800: Mit Beginn der Französischen Herrschaft wurde die Abteikirche als Lager für Heu- und Stroh genutzt.
1816: Die Pfalz und auch Otterberg gehören zum Königreich Bayern.
1818: Vereinigung reformierter und lutherischer Gemeinden in der Pfalz zur Unionskirche - so auch in Otterberg. Besiegelung
der Unionsurkunde beim Unionsfest in Kaiserslautern.
1821-1831: Die Grundwasserproblematik ging auch an der Abteikirche nicht vorbei. Deshalb wurde in einer großen
Renovierung ein Entwässerungssytem ein gebaut.
1902: Grundlegende Renovierungsarbeiten an den Innenwänden von Lang- und Querschiff.
1970/71: Dacherneuerung und Aufbau eines Dachreiters über der Vierung mit 3 Glocken. Das Geläut wird von der Kath.
Pfarrgemeinde genutzt.
1978-1991: Letzte große Renovierung der Abteikirche mit Einbau eines neuen Entwässerungssystems, Tieferlegung des
Kirchenbodens und Abbau der Trennmauer (Schied Mauer) zwischen Lang- und Querschiff. Heute kann die
Abkteikirche wieder in ihrer ursprünglichen Länge von 74 Meter betrachtet werden kann. Die Kirche wird jetzt
simultane von beiden Kirchengemeinden genutzt.
1979: Entfernung der Trennmauer in der Abteikirche nach 271 Jahren.
1991: Feierliche Wiederindienststellung der renovierten Abteikirche.
1999: Einweihung der neuen Orgel am 12.12.1999, die von der Orgelbaufirma Goll AG, Luzern (Schweiz), hergestellt und in der
ersten Nordarkade westlich der Vierung eingebaut wurde.
2006: Feierliche Indienststellung der neuen protestantischen Sakristei am 31.10.2006, nach Plänen von Baudirektior i. K. Peter
Roth, Speyer, in der südwestlichen Ecke aus Glas und Metall erbaut.
„Wer die Otterberger Abteikirche nicht kennt, kennt die Zisterzienser nicht ganz". So schreibt Georg Dehio (Kunsthistoriker) in seinem Kunstführer über die Pfalz.
Mit über 80 m Außenlänge ist die Abteikirche ein imposantes Bauwerk in der Otterberger Altstadt. Als Abteikirche des ehemaligen Zisterzienserklosters Otterberg wurde sie in 90 Jahren Bauzeit errichtet und im Jahre 1254 eingeweiht. Sie hat die lange Zeit bis heute überstanden und hat in dieser Zeit viel erlebt. Sie gilt als eine der schönsten Kirchenbauten der Zisterzienserbaukunst und ist nach dem Speyerer Dom die zweitgrößte Kirche der Pfalz. Bei der 12jährigen Renovierung (1979-1991) hat man versucht den ursprünglichen schlichten Baustil der Zisterzienser wieder herzustellen. Heute sehen sie die über 800 Jahre alte Abteikirche wahrscheinlich in ihrem besten Zustand.
Heute wird die Kirche von den beiden Kirchengemeinden simultan genutzt.
(4) Schmiede Theis, 1612 (Kirchstraße 15)
1612: Baujahr der alten Schmiede. Sie stand ursprünglich außerhalb der nördlichen Klostermauer.
1792: Der Schmiedemeister Namensgeber Friedrich Theis zog in die Schmiede ein
1980: Die Alte Schmiede Theis war 7 Generationen im Besitz der Familie Theis und wurde bis zur Schließung 1980 als
Familienbetrieb geführt. Der letzte Schmiedemeister war Helmut Theis.
1997: Es entseht eine Schmiedemuseum.
Mischa Volkmann und die Freunde der Otterberger Schmiede erweckten die Alte Schmiede Theis wieder zum Leben. Die
Schmiede ist eine der ältesten im Lande. Sie ist innen restauriert und mit Lederblasebalg und gemauerter Sandsteinesse
als Hufschmiedemuseum eingerichtet.
2018: Beginn der großen Renovierung der Alten Schmiede.
Bald wieder - Jeden ersten Samstag im Monat erwacht die Schmiede und man kann live erleben wie früher in der Schmiede
gearbeitet wurde.
Viele Menschen (Alt und Jung) haben mit ihrem Besuch ein besonderes Erlebnis erfahren.
(5) Ehemalige Synagoge, 1835 (Kirchstraße 19)
1835: Bau der Synagoge die zunächst als Betsaal genutzt wurde.
1838: Erhebung des Betsaales zur Synagoge.
1843: König Ludwig I. von Bayern besucht am 13.Juni 1843 Otterberg und hier die Abteikirche und die Synagoge.
1884: In Otterberg bestand im 18/19.Jh. eine jüdische Gemeinde, der zeitweise 20 Familien mit etwa 100 Personen angehörten.
In der 2. Hälfte des 19 Jh. sind die jüdischen Familien teilweise ausgewandert, teilweise in andere Städte verzogen.
1897: Auflösung der jüdischen Gemeinde und Versteigerung der Synagoge.
1900: Der Steinhauer Philipp Denig ersteigert das Haus und baut es zum Wohnhaus um.
2003: Der Otterberger Georg Jörg erwirbt das Gebäude und renoviert das Haus außen und innen. In mehr als 15.000
Arbeitsstunden entsteht wieder der ursprüngliche äußere Zustand der Synagoge. Auch im Innenbereich werden viele
Bereiche toll hergerichtet. Heute gehört die Alte Synagoge zu den schönsten Sandsteinhäusern in der Altstadt.
(6) Erbsenbrunnen, ca. 1610 (Kirchstraße 44)
1610 ist das geschätzte Baujahr des Erbsenbrunnens. Da der Brunnen im Gewannbuch (siehe unten) von 1658 bereits als Jean Bodets Brunnen erwähnt wird, ist davon auszugehen, dass er bereits vor dem 30jährigen Krieg (1618-1648), vorhanden war. Der hintere beschädigte Trog des Erbsenbrunnens wurde heraus genommen und der vordere Trog nach hinten versetzt. Der Brunnen wird durch das Brunnenhaus an der Stadtmauer gespeist.
Da der Brunnen am Anwesen der Familie Kraus steht, wird er von den Otterbergern auch "Es Krause Brinnelsche" genannt.
(7) Ehemaliger Lochbrunnen, ca. 1610 (Kirchstraße)
1610 ist das geschätztes Baujahr des ehemaligen Lochbrunnens. Da der Brunnen im Gewannbuch von 1658 bereits als Gerarsbrunnen erwähnt wird, ist davon auszugehen, dass er bereits vor dem 30jährigen Krieg (1618-1648), vorhanden war. Der Lochbrunnen wurde in den 60iger Jahren aus verkehrstechnischen Gründen entfernt.
Der Lochbrunnen (ehemals Gerarsbrunnen) wurde in den Boden (Treppe mit 17 Stufen) gebaut wurde, weil der Zulauf unter der Hauptstrasse und unter dem Haus Jörg durch lief. Der Brunnen hatte 2 Sandsteintröge und wurde früher als Waschbrunnen genutzt. Er war ein beliebter Spielplatz der Kinder.
(8) Haus Jörg, 1769 (Hauptstraße 98)
Vorgebäude
An gleichem Platz stand bereits vor dem 30jährigen Krieg ein Gebäude unmittelbar am Obertor Ecke Hauptstrasse / Kirchstrasse. Das Haus hat unbeschadet den 30jährigen Krieg überstanden. Um 1700 wurde hier die Gaststätte „Zu den drei Kronen“ betrieben. Das Haus wurde später verkauft und abgerissen.
1769
Der Gerbermeister Theobald Seitz erbaute an der Stelle das heutige Bürgerhaus im Barockstil. Erwähnenswert ist der prachtvolle barocke Eingang. Im Türsturz kann man das Zunftzeichen der Gerber, die Jahreszahl und den Namen des Erbauers erkennen. Die ehemalige Haustür des Gebäudes aus dem 18.Jh. ist heute im Heimatmuseum ausgestellt.
Zu dem Haus gehören in der Kirchstrasse die Stallungen und ein Laufbrunnen.
Später wurde das Anwesen als Bauerhof genutzt.
(9) Haus am Kreuz, 1778 (Bergstraße 2)
1778: Bau des Hauses am Kreuz
19. - 20. Jhd.: In dem Haus wird die Gaststätte zum Kreuz betrieben
1985: Abriss des Anbaues und dadurch Verbreiterrung der Strasse nach Höringen
Woher kommt die Bezeichnung "am Kreuz"?
Das Haus am Kreuz war früher die Gaststätte zum Kreuz. Die alten Otterberger treffen sich heute noch am Kreuz oder sie verwenden bei Wegbeschreibungen als Orientierung den Namen z.B. "fahren sie am Kreuz rechts ab". Sie wundern sich dann, warum die jungen Otterberg oder die Autofahrer mit dem Orientierungspunkt "am Kreuz" nichts anfangen können. Die Erklärung liegt in der Vergangenheit:
Bis zum Jahre 1940 stand tatsächlich an der Strassenkreuzung vor dem heutigen Haus Weber ein großes Kreuz. Dieses wurde 1940 aus verkehrstechnischen Gründen abgebaut und steht heute am Friedhof-Parkplatz in der Johannisstrasse. Das Orientierungsmerkmal war also nicht die Kreuzung sondern das Kreuz. Nachdem das Kreuz nicht mehr da war, haben die Otterberger aber weiterhin den Begriff am Kreuz verwendet und bringen so bis heute öfters mal etwas Verwirrung in Orientierungsgespräche ein.
Das Kreuz heute am Friedhof-Parkplatz.
(10) Haus Straus, 1748 (Hauptstraße 105)
1748: Das Haus wurde im Jahre 1748 gebaut. Das Haus ging danach in den Besitz der jüdischen Familie Lazarus II. Straus, Sohn
von Isaac Straus, über.
1854: Lazarus Straus (1809-1898) und seine Frau Sara Straus hatten 3 Söhne und 1 Tochter. Sie wanderten 1854 mit ihren 3
Söhnen nach Amerika aus. Alle Söhne machten in Amerika eine wahrhaft amerikanische Karrieren.
Berühmte Söhne aus dem Hause Straus:
Isidor Straus (1845-1912) war Mitinhaber des Kaufhauses Macy´s. Er starb 1912 mit seiner Frau Ida beim Untergang der
Titanic.
Nathan Straus (1848-1931) war Mitinhaber des Kaufhauses Macy´s und Präsident der New Yorker Gesundheitskommission. Er gründete 1927 in Israel ein großes Gesundheitszentrum.
Oscar Salomon Straus (1850-1926), war amerikanischer Diplomat, als Minister für Handel und Arbeit (1906-1909). Er war das erstes jüdisches Mitglied in einem amerikanischen Kabinett. In Washington erinnert ein Denkmal an seine Verdienste für sein zweites Vaterland.
1874: Familie Straus verkauft (Kaufvertrag) am 13.04.1874 ihr Anwesen an den Großvater von Konrad Rettig (Bäckermeister). Konrad Rettig betrieb eine Bäckerei mit kleinem Cafe. Ebenso war hier die erste Poststelle in Otterberg die regelmäßig von der Postkutsche angefahren wurde. Durch den Torbogen kam man zu den Stallungen wo die Pferde für die Kutschen unterbracht waren.
(11) Barockes Bauernhaus, 1739 (Hauptstraße 95)
1739: Baujahr des Haupthauses
1799: Baujahr der Toreinfahrt mit Überbau
1830: Salomon Straus kauft das Haus für 3100 Gulden von Daniel Galle
Wahrscheinlich lebte auch die Familie Lazarus Straus (berühmte Auswanderer aus Otterberg) kurze Zeit vor ihrer Auswanderung nach Amerika 1854 im Haus Nummer 95.
1870: Peter Eymann aus Potzbach kauft das Haus
Weitere Besitzer aus der Familie Eymann:
Sohn Jakob Eymann (1866-1940). Er war Bürgermeister in Otterberg von 31.01.1905 bis 11.12.1914
Sohn Hermann Eymann (1900-1986)
Tochter Christel Zerger geborene Eymann verheiratet mit Werner Zerger
Das Haus wurde bis im späten 20. Jahrhundert als landwirtschaftliches Anwesen betrieben.
2015: Magdalena und Natalie Gajewski kaufen das Haus von Christel Zerger und richten darin die Rote Stoffscheune ein.
(12) Haus Schönmehl, 1805 (Hauptstraße 84)
1805: Das Jahr 1805, welches über der Einfahrt steht ist das Umbaujahr. Das Baujahr des Hauses liegt früher ist aber nicht genau bekannt.
In diesem Haus muss sich eine Glaserei befunden haben was Funde bei der Renovierung 1997/98 bestätigen.
1997/98 Bevor das Haus damals renoviert wurde fand man in den Zwischendecken eine Schicht aus feinem Bruchglas. Ebenso wurde eine angekohlte Stelle im Giebeldach zum Haus Nr. 86 / 88 hin gefunden. (1) Die Decken hat man damals mit Glasbruchstücken verfüllt, um zum einen eine Wärmedämmung zu erreichen, zu zweiten fungierte die Maßnahme als Trittschallschutz und zu guter Letzt hielt es die Mäuse in den oberen Geschossen fern.
(13) Ehemaliges Gasthaus Krone, 1778 (Hauptstraße 66)
1703: Ehemals stand hier das Gasthaus zum Anker. Das Haus wurde später abgerissen.
1778: Das heutige Haus wurde von Ratsbürgermeister Jakob Seitz als Neubau errichtet. Ursprünglich ein typisches, landwirtschaftliches Anwesen, welches eine Ausnahme im Stadtbild von Otterberg war. Seit Anfang des 19. Jh. trug es den Namen Gasthaus "Zur Krone".
1895 bis 1948: Besitzer Familie Johannes Gimbel. Familie Gimbel betrieb zusätzlich zum Gasthaus eine Freiluftkegelnbahn mit Außengelände für Fest in den Weihergärten im Norden der Stadt.
1948: Neuer Besitzer Hans Eymann
1985: Verkauf der Gastwirtschaft von Hans Eymann an Willi Asal und Richard Jülg
1986: Fachwerkfreilegung und komplette Renovierung und Sanierung des Gebäudes. Umbau der Stallungen und Verlegung der Gastwirtschaft in den hinteren Bereich (früher Stallungen) an die Kirchstrasse.
(14) Alte Apotheke, 1608 (Hauptstraße 61)
1608: Dieses wallonische Fachwerkhaus wurde im Jahre 1608 durch den Gerber David Gille Anthoine erbaut. Es steht auf den Grundmauern des Wirtschaftsgebäudes des ehemaligen Klosters Otterberg, welches sich von der Apotheke bis zur Kreissparkasse erstreckte. Gebaut wurde das Haus von wallonischen und flandrischen Zimmerleuten, die ihre Schiffbaukunst an diesem wohl ältesten Ständerhaus der Pfalz anwandten. Im Dachgeschoss befindet sich ein hölzerner Kreuzanker der die vier Ständer (Ecken) des Hauses zusammenhält. Ein seltenes und sehenswertes Stück der damaligen Zimmermannsbaukunst.
1634: Im 30jährigen Krieg wurde auch Otterberg gebranntschatz und die oben genannte Häuserzeile in der die Apotheke steht, war auch davon betroffen. Zum Glück blieb die Apotheke und ein Teil des Nachbarhauses von den Flammen verschont.
1836: Der Apotheker Leonhard Euler erwirbt das Haus und es wurde es bis 1966 als Apotheke genutzt.
1974: Die Stadt Otterberg erwirbt das Haus, vom letzten Besitzer Apotheker Ernst Buchert, und renoviert es sehr umfangreich. Im 1. OG befindet sich eine Stuckdecke aus dem 19. Jhrdt. Bei der Renovierung wurde die originale Farbfassung der Bauzeit entdeckt und freigelegt. Das Fachwerk wurde außen komplett freigelegt. Ebenso wurde die Eingangstür verlegt und der alte Zustand mit den 3 Fenstern im Erdgeschoss wieder hergestellt.
1982: Das Gebäude wird im Erdgeschoss als Touristinformation, im 1. und 2. Obergeschoss als Bücherei und im 3. Obergeschoss als Gemeinschaftsraum genutzt.
2012: Das Haus von der Stadt verkauft geht wieder in Privatbesitz über. Heute wird in dem tollen Ambiente ein Bistro betrieben.
(15) Haus Ferkel, 1606 (Hauptstraße 59)
1606: Das Haus wird auf den Grundmauern der großen Fruchtscheune des Klosters Otterberg erbaut. Die Fruchtscheune erstreckte sich von der alten Apotheke bis zur Kreissparkasse. Im 30jährigen Krieg brannte die komplette Häuserzeile bis Mitte Haus Ferkel ab. Auch die Alte Apotheke blieb vom Feuer verschont. Seit der zweite Hälfte des 19. Jh. war hier der Sitz der Postexpedition und Ladengeschäft.
1919: Hier fuhr am 4. Oktober 1919 die letzte Postkutsche nach Otterbach ab.
1992: Fachwerkfreilegung.
(16) Marktbrunnen, 1949 (Hauptstraße 51-55)
1930: Der alte Marktbrunnen wurde wegen verkehrstechnischer Probleme 1945 beseitigt. Im Hintergrund die ehemalige Buchhandlung Jakob Bauer., Bild: Stadtarchiv
1949: Einweihung des neuen Brunnens durch Bürgermeister Artur Hemmer. Im Hintergrund das Fahrradgeschäft Knieriemen in
den Räumen des ehemalige Fahrradhandels Adolf Knieriemen.
(17) Haus Binoth, 1611 (Hauptstraße 56)
1611: Das dreigeschossiges Haus wird von Serva de Fay erbaut. Nach dem 30jährigen Krieg im Besitz der Familie Raquet.
18.Jh.: Erste Hälfte des 18. Jh. Gasthaus "Zum Weißen Adler".
1841: Im Besitz des Friedensrichters Karl Jung.
1979: Fachwerkfreilegung.
(18) Altes Stadthaus, 1753 (Hauptstraße 54)
Vorgebäude: Das erste Stadthaus der Stadt Otterberg wurde um das Jahr 1600 gebaut und stand an der gleichen Stelle des heutigen Stadthauses. Das erste Stadthaus war nur etwas länger und ragte in die heutige Hauptstrasse hinein. Im Obergeschoß war es in als Fachwerk gebaut.
1752: Im Ratsprotokoll des Stadtrates werden zwei baufällige Giebel erwähnt. Da die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet war, beschloß man einen Neubau des Stadthauses.
1753: wurde der Baumeister Schmeißer aus Kaiserslautern beauftragt ein neues Stadthaus im Barockstil auf den Grundmauern des alten Gebäudes zu errichten. Die Jahreszahl in römischer Schreibweise (MDCCLIII) ist auf dem Portal eingemeißelt. Im barocken Turm hängt eine Glocke aus dem Jahr 1742, die früher im Brandfalle läutete. Die Turmuhr in der Mansarde zeigt seit dem 18. Jh. was die Stunde geschlagen hat. Bis 1971
War die Stadtverwaltung der Stadt Otterberg im alten Stadthaus untergebracht. Nach der Bildung der Verbandsgemeinde Otterberg zog die Verwaltung um in das Schlösschen.
1981: Eröffnung des Heimatmuseum Otterberg durch den Historischen Verein Otterberg.
2013: Die Tourist-Information hat ihren Sitz im Alten Stadthaus.
(19) Blaues Haus, 1612 (Kirchstraße 1)
1612: Das Blaue Haus wird auf den Grundmauern eines Klostergebäudes (Konversenbau) durch Toussin Gille erbaut. Das Haus war in seiner ersten Nutzung das Zunfthaus der Wollweberzunft.
1790: Ab 1790 diente es als Gasthaus und Hausbrauerei. Deshalb hängt am schmiedeeisernen Wirtshausschild das Zeichen des
Braurechtes (sechzackiger Stern).
1925 bis 1927: Das Haus wird renoviert und das Fachwerk wird freigelegt. Das Gebäude wird wegen des damaligen Anstriches "Blaues Haus" genannt.
(20) Haus Karch, ca. 1600 (Mühlstraße 6)
um 1600: Ehemaliges Pfarr- und Schulhaus der französisch-reformierten Gemeinde.
1638: Das Haus ist das Geburtshaus des Malers Johann Heinrich Roos, welcher als bedeutendster Tiermaler des 17. Jhdts. gilt und von Goethe wegen seiner Tierdarstellungen hochgeschätzt wurde. Er starb 1685 beim großen Brand in Frankfurt
auf der Zeil. Dessen Vater war im Winter Lehrer und im Sommer Tüncher. Das Haus diente bis 1740/50 als Schulhaus.
(21) Lutherisches Pfarrhaus, 1752 (Hauptstraße 37)
1752: Dieses Fachwerkhaus wurde 1752 als lutherisches Pfarr- und Schulhaus erbaut. Die lutherische Gemeinde verschmolz 1818: mit der reformierten Gemeinde.
1818 bis 1890: Das Gebäude wurde als zweites protestantisches Pfarrhaus genutzt.
Im Fachwerk rechts oben ist ein stilisierter Altar mit Kreuz und Lutherrose (dem persönlichen Zeichen Martin Luthers) in die Konstruktion eingearbeitet.
Heute: Heute ist in dem Gebäude die Barbarossa Bäckerei untergebracht.
(22) Schlösschen, 1900 (Hauptstraße 27)
Um das Jahr 1900: Die Otterberger Textilfabrik baut dieses schöne Gebäude neben dem Eselsbach. Das spätere Direktionsgebäude war zunächst das Haus des Direktors. Zwischen dem Haus und dem eigentlichen Fabrikgebäude wurde ein kleiner schöner Garten angelegt, in dem vor allem exotische Sträucher wuchsen. Leider fiel der Park bei der späteren Verwendung einem Parkplatz zum Opfer.
1976: Das Gebäude wird Sitz der Verbandsgemeindeverwaltung der Verbandsgemeinde Otterberg. Das Gebäude erhält einen zweigeschossigen Anbau.
2014: Das Gebäude wird Sitz der neuen Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg.
Den Namen Schlösschen gaben die Otterberg Bürger dem Haus wegen seiner vielen Türmchen und weil der Direktor der Textilfabrik in dem Haus residiert hat.
(23) Stadtmauer am Krankenpfad, ca. vor 1500
Klosterzeit 1145 bis 1561: Die Ringmauer um das Kloster Otterberg hatte eine Länge von ca. 1000 m. Teile davon sind im Westen und Süden heute noch erhalten. Wann die Ringmauer fertig gestellt war ist nicht bekannt.
Stadtgeschichte von 1581 bis heute: Die Stadtmauer in der Gründungszeit der Stadt Otterberg war identisch mit der Ringmauer des Klosters.
Um das Jahr 1600 waren die Flächen innerhalb der Ringmauer alle bebaut und die Stadtmauer mußte erweitert werden um Platz zu schaffen für neue Häuser. Deshalb wurde die Stadtmauer im Osten und im Norden erweitert. Nach der Erweiterung hatte die Stadtmauer eine Länge von ca. 1200 m.
Etwa 700 m der alten Stadtmauer ist heute noch erhalten. Die längsten zusammenhängenden Teilstücke sieht man heute in der Fabrikstraße und am Krankenpfad. Der Krankenpfad hat seinem Namen aus den Zeiten, als man aus Furcht vor Ansteckung die Kranken vor die Stadtmauer verwies. Man überließ die Kranken aber nicht sich selbst, sondern richtete im Bereich des Krankenpfades eine Essenausgabe für Sie ein.
(24) Engelsche Mühle, 1663 (Lauerstraße 19)
1663: Baujahr des Wohnhauses der Müllerfamilie Engel. Auf deren Grundstück stand zunächst eine Hanfreibemühle und ab 1859 wurde eine Mahlmühle betrieben. Der Standort der Mühle war dem Wohnhaus gegenüber (heute Praxis Dr. Gros). Das Wasser für die Mühle zu betreiben wurde vom Dreibrunnen in der Althütterstrasse über die Bachstade, oberhalb der heutigen Stadthalle entlang, in die Stadt geleitet. Nach dem Durchlaufen der Mühle floß das Wasser in den Otterbach ab.
(25) Pfarr- und Schulhaus, 1720 (Mühlstraße 11)
1720: Das Haus wird von der damals größten französich reformierten Kirchengemeinde gebaut. Es beherbergte 2 Schulräume im Erdgeschoss und die Wohnungen für Pfarrer und Lehrer im Obergeschoss. Das Gebäude diente bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts als Lehrerdienstwohnung. Mit der Vorderseite steht das repräsentative Fachwerkhaus auf den Fundamenten eines ehemaligen Wirtschaftsgebäudes des Klosters, welches vom Schulhaus bis zum Gebäude Dr. Brokamp reichte.
1986: Familie Schreiner kauft das Haus und renovieren es sehr umfangreich.
(26) Haus Galecki, 1730 (Mühlstraße 12)
1730: Das Haus Galecki, welches bis zur Kellerdecke aus Fachwerk besteht, stellt ein übliches, bürgerliches, städtisches Haus der damaligen Zeit dar. Nicht jedoch wie an der Fassade vermerkt aus dem Jahre 1617, sondern gemäß der dentrochronologischen Untersuchungen wird das Haus auf das Jahr 1730 datiert.
(27) Türsturz Klosterhospital, ca. 1300 (Klosterstraße 8)
Der Türsturz des ehemaligen „Klosterspitals“ (Infirmarium, Siechenhaus) wurde in seiner Zweitverwendung als Mauerteil in der Klosterstrasse 10 eingebaut. Das Wappen zeigt oben zwei ineinander verschlungene Drachen. Links einen geschachteten Balken gekreutzt von einen Abtstab. Das Wappen rechts, im Schild drei Eichhörnchen, zwei über eins.
Inschrift:
"Got versich dir di" (Gott lohn es dir)
Laut Germanist Martin Dolch handelt es sich um den zweiten Teil einer zweiteiligen Inschrift
"troest die sele min / got versich dir di"
Sinn: Hilf Du mir , Gott lohnt es dir.
(28) Kapitelsaal, 1185 (Gerberstraße 2)
1185: Der Kapitelsaal war vermutlich der erste fertiggestellte Gebäudeteil der späteren Klosteranlage. Es handelt sich
um einen romanischen Saal (11 m x11 m) mit 3 hochgotischen Fenstern, der den Mönchen als Versammlungsraum diente. Der Kapitelsaal lag nach der Fertigstellung der Klosteranlage im Erdgeschoss des Ostklausurgebäudes. Er ist der einzige Gebäudeteil (außer der Abteikirche), welcher aus der Klosteranlage komplett bis heute erhalten blieb.
Nach 1561: Nach der Auflösung des Klosters wurde der Kapitelsaal zu verschiedenen Zwecken benutzt (Lagerraum, Schmiede). Später hat man ihn wegen der Grundwasserproblematik einfach mit Sand aufgefüllt.
1739: Auf dem Kapitelsaal wird das katholische Pfarrhaus errichtet.
1925: Im Zuge der Sanierung des Pfarrhauses hatte Pfarrer Wilhelm Rosch im Jahre 1925 den Kapitelsaal wieder entdeckt. Er erkannte im Keller, der fast 70% mit Sand verfüllt war, anhand der Gewölbe den Kapitelsaal der Klosteranlage. Der Saal wurde wieder freigelegt. Ganz zuletzt fand man noch das Grabmal des 4. Abt Philipp. Das Grabmal wurde später verlegt und der Abt fand 1954 in der Apsis der Abteikirche seine letzte Ruhestätte.
1926-1932: In der Zeit von 1926-1932 diente der Kapitelsaal als Vereinsgaststätte der Kolpingsfamilie Otterberg.
1971-1973: Nach 1932 blieb der Kapitelsaal für lange Zeit ungenutzt. Erst nach der umfangreichen Renovierung 1971-1973 wurde der Saal wieder genutzt. Er diente in der Zeit der Abteikirchenrenovierung von 1979-1991 als Raum indem der Gottesdienst abgehalten wurde.
2019-2020: Die gesamte Bodenfläche des Kapitelsaales wurde erneuert
Heute: Heute ist der Kapitelsaal zur Besichtigung zugänglich. Während der Öffnungszeiten des Pfarramtes (Di-Fr vormittags) kann das romanische Gewölbe besichtigt werden. Besichtigung durch Gruppen können auch über die Touristinfo angemeldet werden.
(29) Alte Abtei, 1350 (Gerberstraße 7)
1350 ungefähres Baujahr: Der linke Teil des Giebels am ehemaligen Kath. Kindergarten ist noch aus der Zeit des 14 Jh., er war Bestandteil des ehemaligen Abthauses. Dem Abt war es erst nach Lockerung der Ordensregeln im 14. Jh. erlaubt ein eigenes Haus zu bewohnen. So wurde hier am Ende des ehemaligen Dormitoriums ein Abthaus errichtet. Die Ordensregeln sahen vor, dass der Abt auch das Tor einsehen können mußte. Bei genauer Betrachtung ist eine Rundung in der linken Giebelwand erkennbar, welche eine innenliegende Treppe andeutet. So konnte dieser nach oben zum Ausblick gelangen.
Die Rückseite Giebelwand (zur Klosterstrasse hin) steht noch im Orginal und ist über 650 Jahre alt.
2012: wurde das jetzige Gebäude unter beibehalt der historischen Klosterbauteile (diese wurden sehr umfangreich renoviert) zum großen Teil neu gebaut. Heute dient das Gebäude als kath. Pfarrheim und öffentlicher Veranstaltungsort.
(30) Portal Lutherische Kirche, 1732-1743 (Gerberstraße 8)
Vorgeschichte: 1708 lies Kurfürst Johann Wilhelm eine Trennmauer in der Abteikirche errichten, da sich die drei Kirchengemeinden über die Nutzung der Kirche nicht einigen konnten. Er verfügte, dass die reformierten Gemeinden (Lutheraner und Calvinisten) das Längsschiff nutzen durften. Der Katholischen Gemeinde war das Querschiff und der Chor vorbehalten. Jedoch waren die Lutheraner nicht zu Frieden mit der gemeinsamen Nutzung und beschlossen eine eigene Kirche zu errichten.
1732: Die Grundsteinlegung der lutherische Kirche erfolgte am 11 Tage des Septembers 1732.
1743: Fertigstellung der Kirche war 1743 wie es der Schlussstein im Portal anzeigt.
1818: Die Kirche war bis 1818 in Betrieb. Nach der Vereinigung aller protestantischen Glaubensgruppen zu der Vereinigten protestantischen Kirche der Pfalz im Jahre 1818 wurde die Kirche nicht mehr gebraucht.
1830: Die Kirche wurde auf Abriss versteigert.
1985: Der Torbogen wurde nach dem Brand eines Bauernhauses in Otterbach wiederentdeckt und zur Erinnerung an die Lutherische Kirche hier aufgestellt.
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