Naturspektakel auf den Queichwiesen
Störche & UNESCO Immaterielles Kulturerbe "Traditionelle Queichwiesenbewässerung"
Die Queichwiesen erweisen sich als verbindendes Element zwischen der Weinstraße und den Rheinauen. Bis heute wird hier die traditionelle Bewässerung der Wiesen durchgeführt, die zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO gehört. Durch sie entsteht eine arten- und strukturreiche Kulturlandschaft, die ein wahres Paradies für Störche ist.
Die Queichwiesen
Kleines Paradies für Störche
Einst völlig verschwunden, steigt die Zahl der Störche an der Südlichen Weinstraße seit 1997 erfreulicherweise jedes Jahr weiter an. Offene Landschaften, fruchtbare Wiesen und Weiden machen die Region zum optimalen Lebensraum für die weißgefiederten Vögel. Die selten gewordenen Tiere gelten als Indikator für einen nachhaltigen, intakten und ökologisch wertvollen Naturraum. Insbesondere die Queichwiesen, die vom Menschen als landwirtschaftliche Wiesenflächen geschaffen wurden und bis heute erhalten werden, erweisen sich als wahres Paradies für die Störche.
Die Queichwiesen zwischen Landau und Germersheim sind mit einer Fläche von 350 Hektar das größte zusammenhängende und noch aktiv betriebene Wiesenbewässerungssystem in Deutschland. Die traditionelle Bewässerung wurde erstmals 2018 ins Verzeichnis Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Durch das Zusammenspiel von Schwerkraft und natürlichem Gefälle werden die Wiesen mit Wasser versorgt. Aufgrund der Bewässerung entsteht auf den Wiesen entlang der Queich, einem Nebenfluss des Rheins, eine arten- und strukturreiche Kulturlandschaft.
UNESCO Immaterielles Kulturerbe Wiesenbewässerung
Traditionelle Queichwiesenbewässerung
Im rheinland-pfälzischen Storchenzentrum in Bornheim wird bei Führungen unter anderem die traditionelle Bewässerungstechnik erklärt. Die traditionelle Bewässerung an sich lässt sich in die Jungsteinzeit zurückverfolgen, in Deutschland war sie noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts weit verbreitet. So wurde im Deutschen Reich um 1930 noch eine Fläche von rund 300.000 Hektar traditionell bewässert. Die Interessengemeinschaft Queichwiesen, ein Zusammenschluss von Landwirten, Naturschützern und Kommunen, kümmert sich seit mehr als 20 Jahren um den Erhalt und die regelmäßige Nutzung der Bewässerungssysteme auf den Queichwiesen bei Landau, Offenbach, Hochstadt, Ottersheim, Knittelsheim, Bellheim und Zeiskam. 2023 wurde die traditionelle Wiesenbewässerung von der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe erklärt.
Nach einem ausgeklügelten System werden die Queichwiesen in der Regel im Frühjahr und Sommer von Westen nach Osten bewässert. Die dafür notwendigen Wehre und Schließen stammen zum Teil noch aus dem 17. Jahrhundert. Durch sie wird das Wasser in der Queich und in den Bewässerungsgräben gestaut und geleitet. Mithilfe der traditionellen Bewässerung erzielen die Bauern in den Queichwiesen einen guten Heuertrag – und das weitgehend ohne Düngung, was das Ziel dieser landwirtschaftlichen Maßnahme darstellt. Zudem wird die charakteristische Flora und Fauna vor Ort erhalten.
Störche in der Südpfalz
Den Storch in seinem natürlichen Lebensraum beobachten
Im Sommer sammeln sich bis zu 400 Störche an der Queich, die ersten Störche kann man schon im Februar entdecken. Zwei bis drei Wochen später beginnen sie zu brüten. Die Jungtiere (Nestlinge) sind nach acht bis neun Wochen flugreif. Auf den Queichwiesen finden die Störche ein wahres Buffet zur Versorgung der Jungtiere: Käfer, Heuschrecken, Würmer und Mäuse. Daher lässt sich jährlich beobachten, wie bis zu 50 Störche hinter einem Traktor zu sehen sind, der gerade die Wiesen mäht und so den Zugang zu der Nahrung vereinfacht.
Um den Storch in der Südpfalz wieder heimisch zu machen, versorgt der Verein Pfalzstorch e.V. in seiner Storchenscheune verletzte oder kranke Vögel und nimmt vorübergehend hilflose Jungvögel auf, um sie später wieder auszuwildern. Die ökologisch wertvollen Landschaftsstrukturen sollen erhalten und der Bestand gesichert werden. Unterstützung bekommen die Tiere auch durch geeignete Nisthilfen, die von Pfalzstorch e.V. zur Verfügung gestellt werden. Durch die Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz soll das Wohl der Störche in der Südpfalz nachhaltig bewahrt werden. Mit Veranstaltungen rund um den Storch versucht Pfalzstorch e.V. über die Tiere zu informieren. Eigens ausgewiesene Storchenwanderwege oder auch mit dem Rad entlang der Storchentour, erlauben dem Besucher, die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten.